[121] Buchbindereimaschinen. Der Arbeitermangel während des Krieges bewirkte eine gesteigerte Nachfrage nach leistungsfähigen Hilfsmaschinen auch in der Buchbinderei, und da waren es besonders die Firmen Gebrüder Brehmer und Karl Krause in Leipzig, welche durch sinnreiche Verbesserungen an ihren bewährten Fabrikaten eine erhebliche Mehrleistung derselben erzielten.[121]
Es gilt dies besonders für die erstgenannte Firma., die ein außerordentlich schnellaufendes Modell einer neuen Fadenheftmaschine (Nr. 331/4) herausbrachte, die nicht nur die ganze Lage von oben bis unten mit Faden versieht, sondern auch die Rückengaze in so solider Weise befestigt, wie man es bisher nur an Geschäftsbüchern kannte. Auch im Falzmaschinenbau sind einige neue Modelle hinzugekommen. Dem wachsenden Bedürfnis nach maschineller Falzung ganz dünner Papiere entspricht die Maschine Nr. 48 zum Falzen von Papierservietten. Gewissermaßen das Gegenstück bildet eine schwere Maschine für Einbruch zum Falzen von Geschäftsbuchlagen mit halbautomatischer Einlegung (Nr. 41, Fig. 1), die selbst die schwersten Lagen mit ganz scharfem Bruch versieht. Die Lagen werden, nachdem sie von der Einlegerin abgezählt sind, ein kurzes Stück vorgeschoben, gelangen dadurch in ein Rollen- und Bändersystem, das sie erfaßt und genau zwischen Führungen geleitet auf einen geneigt liegenden Tisch und unter das Falzmesser bringt. Dort werden sie genau ausgerichtet und durch Schütteln zusammengestoßen. Sauber gestapelt und gepraßt, werden sie dann im Stapelkasten aufgefangen. Vortrefflich bewährt hat sich auch die Karton- und Bogenanklebemaschine Nr. 62 (Fig. 2), welche das An- und Umkleben von Bildern, Einblättern und Vorsatzbogen schnell und sauber besorgt. Die verschiedenen Blätter bezw. Lagen liegen auf den an der Maschine angebrachten Tischen, werden paarweise mit den Händen zwischen die darunter befindlichen Einführungsbleche gelegt, welche sich selbsttätig schließen und die Lage an die Leimwalzen weitergeben. Beim Durchgleiten durch diese Walzen wird der Leimanstrich durch ein entsprechend angeordnetes Leimrad von unten angebracht. Sodann nehmen Preßwalzen die Lage in Empfang und drücken sie fest, um die Leimstelle haltbar zu machen. Der geklebte Bogen wird dann durch den hinten befindlichen, automatisch sich einstellenden Ablegekasten aufgefangen.
Die Firma Karl Krause brachte wesentliche Verbesserungen an ihrem Schnelldreischneider an (vgl. Ergbd. I, S. 108). Um die immer kostspieliger werdende Handarbeit möglichst durch maschinelle Einrichtungen zu ersetzen, wurde von der Firma Krause eine Buchdeckenmachmaschine konstruiert zum Ueberziehen der Pappdeckel mit Kaliko oder Ersatzmaterial aus einem Stück. Ihre bedeutende Leistungsfähigkeit und saubere Arbeitsweise lassen sie als wertvolles Arbeitsglied zur Massenherstellung von Einbanddecken erscheinen (Fig. 3). Der zugeschnittene Kaliko oder sonstiges Material wird von Hand angelegt, von der Maschine selbsttätig mit Klebstoff bestrichen und dem Arbeitstisch zugeführt. Gleichzeitig werden die in hohen Stößen eingelegten Pappdeckel vorgeschoben, die von der Rolle kommende Rückeneinlage in die erforderliche Länge geschnitten und dann mittels Saugvorrichtung mit den Deckeln auf den angeleimten Kaliko aufgelegt. Nunmehr erfolgt durch Senkung des Tisches der Einschlag oben und unten und durch nochmaliges Senken des Tisches der Einschlag der Vorderkanten. Die Decke passiert dann noch eine Preßvorrichtung und gleitet auf den Ablegetisch. Die letzte Arbeit zur Fertigstellung des Masseneinbandes besorgt die neue Bucheinhängemaschine »Krause« (Fig. 4). An der Maschine befinden sich drei schwingende Flügel; auf einen[122] legt die Arbeiterin das zum Einhängen fertiggestellte Buch und setzt die Maschine in Bewegung, worauf der Flügel eine Drittelumdrehung vollführt und sich mit dem Buch zwischen zwei Leimwalzen senkt. Durch den Mechanismus wird in dieser Lage eine der hinter diesen Walzen aufgestapelten Decken vorgeschoben, so daß sie, genau über das Buch zu liegen kommt. Nun rollen die Leimwalzen über das Buch, der Flügel bewegt sich nach oben, während zwei Greiser die Decke über das Buch herüberziehen und anpressen. Inzwischen ist das nächste Buch auf den zweiten Flügel aufgelegt u.s.f. Näheres ist aus den Prospekten der Firma K. Krause, A.-G., Leipzig-Angor, zu ersehen.
Herm. Saalfeld.
Lueger-1904: Buchbindereimaschinen [2] · Buchbindereimaschinen [1]
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